Über die Kunst von Micaela Pagener und Volkmar Petermann / von Dr. Peter Funken

„Gemeinsam sind wir stark!“ – so könnte der Wahlspruch von Micaela Pagener und Volkmar Petermann lauten, denn das in Köln lebende Paar tritt künstlerisch vor allem als Duo auf – das bedeutet, Pagener und Petermann stellen gemeinsam aus und helfen sich gegenseitig mit konstruktiver Kritik bei der Entwicklung ihrer Arbeiten. Dabei könnten die Werke der beiden Künstler – es handelt sich um Objekte und Malerei – kaum unterschiedlicher sein: Micaela Pagener erschafft vor allem reliefartige Tableaus, surreal anmutende, oft prunkvoll gerahmte Fantasiegebilde, in denen Ironie, Illusion und so etwas wie chaotische Romantik waltet, während ihr Mann als Maler eigene Wege geht: seine Arbeiten lassen sich verorten als Crossover von Pop Art, einer persönlichen Rezeption klassisch moderner Malerei und natürlich eigenständigen Ausdrucksformen.

Die Kunst von Pagener und Petermann ist demnach individuell in Hinblick auf Idee, Gestalt und Material, und doch begegnen uns bei den Künstlern Vorstellungen von Bildmontage und kombinatorischer Methode – dies, wie gesagt, in unterschiedlicher Form, und doch als gemeinsames Prinzip oder Stilmittel.

Auch scheint ein Motiv, das in Volkmar Petermanns Malerei Titel gebend war, als eine Art Grundgedanke für seine wie für die Arbeiten von Micaela Pagener verbindlich zu sein: „Balance“ – gemeint ist damit die Vorstellung und Darstellung einer Spannung, die sich schlussendlich erst in Harmonie einstellen kann. Insbesondere Petermanns Bilder sind von der Vorstellung einer Balance durch Dynamik – wie auch vice versa – geprägt, während sich in den Arbeiten von Micaela Pagener Vergleichbares vor allem aufgrund von Material- und Objektzusammenführungen einstellt. Man kann feststellen, bei beiden Künstlern entwickeln sich aus einer durch Kombinatorik gewonnenen Bilddynamik eigenwillig starke und ausbalancierte Kompositionen.

Micaela Pageners Arbeiten basieren oft auf Fenster- oder Guckkastensituationen, so dass wir einen Blick in ihre märchenhafte Welt voller seltsamer Details werfen dürfen. Weitere Arbeiten der Künstlerin beruhen auf serieller Reihung oder Aufzählung – so bei „Picture of Pictures“ (2014) – oder einer strukturierten Anordnung von Gegenständen, etwa bei ihrer Arbeit „Peepshow“ (2015). Im Surrealen versteckt sich demnach ein Stück des Glücks, dem wir alle nachjagen, dem aber hier auch stets die Gefahr droht, dass es in ein namenloses Unglück umkippen könnte. Vielleicht kommt dieser Eindruck auch deshalb zustande, weil die Künstlerin in ihren Assemblagen vor allem gefundenes, aussortiertes und vermeintlich wertloses Material verwendet, das eine besondere Emotionalität transportiert und in Pageners Arbeiten ein neues, besseres Schicksal erfährt.

Volkmar Petermann malt sowohl gegenständlich wie auch abstrakt. Immer aber erscheinen seine Bildkompositionen konzentriert und dicht, fast wie gebaut; in ihrer stark leuchtenden Farbgebung wirkt solche Malerei lebendig, manchmal signalhaft oder sogar prächtig – so, als würde eine Sonne, die von Innen scheint, die Leinwände erhellen und durchglühen. Inhaltlich verhandelt Volkmar Petermann in seiner Kunst immer wieder Fragen und Themen von Beziehungen, Verhältnissen und Kombinationen – dies betrifft die dargestellten Menschen, aber auch seine Welt abstrakter Formen samt ihrer Farben: Personen und Dinge werden dabei im Gedanken einer dynamischen Balance – mit Recht kann man auch von balancierter Dynamik sprechen – bildnerisch in Momenten der Harmonie und Ausgewogenheit gezeigt. Malerei ist für Volkmar Petermann demnach ein persönliches Ausdrucksfeld, in dem fast gleichberechtigt formal ästhetische wie auch soziale Fragen zum Thema der eigenen Kunst werden.

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